Die Haffnerchronik
Franciscum Haffner war Staatsschreiber in Solothurn. Nebenbei beschäftigte er sich mit der Geschichte unseres Kantons und hat das niedergeschrieben, was er für wichtig fand. Hier folgt eine getreuliche Abschrift einiger Passagen aus dieser Chronik, die im Zusammenhang mit Seewen interessant sind.
Die Vogtey Dorneck
Die Herrschaft Dorneck/ welche einen zimblich grossen Vmfang hat/ auch wegen der Hauptschlacht An.1499. nit wenig berühmt ist/ hat Solothurn von denen von Effringen käufflich an sich gebracht/ vnd seither wie andere Vogteyen durch abwechslende Landvögt von sechs zu sechs Jahren verwalten lassen: wird in zween Theyl verschiden/ der erste hieherwerts der Byrss ligt vast mehrteils in dem fruchtbaren Gebürg/ der ander enet der Byrss im Leimenthal auff der ebne/ allwo das Erdrich so geschlacht/ dass ein Baur eintzig sampt 2. Pferden den Pflug ins Feld führen und zackern kan/ ein herrlich gut Wein und Frucht Land/ die Vnderthanen fangen allgemach von der vorigen Liederligkeit abstehen/ Und widerumb wol hausen.
Die Vogtey Dorneck begreifft under disem Namen verschidene Herrschaften welche nach vnd nach von der Statt Solothurn erkaufft/ durch einen Landvogt/ so auff der Vestung Dorneck sein Wohnung hat/ behersehet/ vnd in 2. Theyl versšndert worden. In den Theyl hie disseits der Byrss werden eingeschlossen die alte Herrschaften Dorneck/ Büren vnd Seewen/ deren Innwohner die Leibeygenschafft/ in der Bäurischen Auffruhr An.1525. von der hohen Obrigkeit abkaufft: Dess andern theyls zu und angehörige in dem Leimenthal und Herrschafft Rotberg/ sich nicht abkauffen/ sonder lieber gehorsame Vnderthanen vnd Leibeygene Solothurner verbleiben wollen. Seewen ist vor disem (einst) ein sonderbare Herrschaft gewesen/ jetzt ein wolerbawter Flecken/ darinn die Pfarrkirch auff einem Felsen gleich einer kleinen Vestung ligt hat den Namen daher/ dass vor 90. oder so vil Jahren die Wasser/ so auss vmbligenden Bergen gleich vnderhalb dem Dorff/ allwo anietzt die besten Matten/ zusamen geflossen/ vnd gleichsamb sich zu einem See aufgestelt/ biss ein Bawrsmann/ ab dem Hawenstein Conrad Straub durch einen zimblichen Berg vnd Felsen/ gegen Duckingen/ vnd Angenstein zu bey ohngefehrd 80.Klaffter gegraben "wird das Seeloch genandt" vnd also disen See oder Wasser abgeleytet. Seewen ein fein Dorff/ etwann ein besondere Herrschaft/ anfänglich den Graffen von Thierstein/ hernach denen von Falkenstein durch Heurath zuständig/ hat ein wolgelegne Pfarrkirch auff einem erhabnen Hubel oder Felsen/ den Namen aber von einem nächstgelegenen See/ welchen die Obrigkeit mit mercklichem Kosten abgraben/ das Wasser über 100. Klaffter lang theyls durch Felsen hawen/ theyls durch andere Gäng/ das Seeloch genandt/ aussführen lassen/ gibt ein herrlicher Wiess oder Hewwachs an dem Orth/ mit höchstem Nutzen der Vnderthanen/ davon anderstwo Anregung beschehen.
An.1356. Zerfielen in dem grossen Erbidem (Erdbeben) die Schlösser Dorneck vnd Büren.
An.1453. Zu Büsserach wurden etlich Hexen verbrannt.
An.1460. den 9.Novemb. Haben etliche Burger vnd andere so sichnendten oder schriben die Gesellen von Olten/ über alles Obrig keitlich verbieten und abmahnen das Dorff Seewen verbrändt.
An.1461. Solothurn beschliesst den Kauff vmb Seewen mit Hn. Thoman von Falkenstein/ in dem Closter St. Vrban.
An.1462. Auff Sambstag nach Natinitatis Mariae, hat Fraw Vrsel von Ramstein geboren von Gerolzeck/ Wittib dess edlen Rudolff von Ramstein Freyherrn ihres Gemahels/ Burgerin zu Lucern/ das Dorff Seewen mit Leuth und Gut/ hohen Und nidern Gerichten der Statt Solothurn vmb 700 Rheinisch Gulden verkaufft.
An.1462. Verkauffte zwar Fraw Vrsula von Ramstein/ geborene von Gerolzeck einer Statt Solothurn die Herrschaft Seewen vnd Steineck: Alldieweilen aber Jr. Thoman von Falckenstein am Käyserlichen Hoffgericht zu Rothweil sich darwider setzte/ müsste Solothurn über den schon bezahlten Kauffschilling/ nach 23. Jahren ein frischen Kauff thun und zum andernmal bezahlen.
An.1463. Auff Freytag nach Francisci, hat Solothurn die Steür in der Herrschaft Seewen vnd Dorneck/ durch Ludwig Hosang vnd Contz Vogt Venneren anlegen lassen.
An.1465. Der Obrigkeitlich Speicher zu Seewen new auffgerichtet kostet 44.1b. 10.ss (44 Gulden, 10 Schilling).
An.1467. Herr Schultheiss Vlrich Byso vnd Hanss vom Staal Stattschreiber waren nacher Bern abgeordnet mit der Statt Basel wegen der Burgeren vnd eygen Leuthen zu Seewen/ zu tractieren.
An.1477. Ward Solothurn mit Graff Oswalden von Thierstein/ wegen dess Dorffs Seewen/ durch Hn.Doctor Thüringen Frick Stattschreiberen/ Bartholome Huber vnd Hanss Wanner der Räthen zu Bern gütlich vertragen/ auch ermelter Flecken/ sambt Leuth und Gut der Statt Solothurn zugesprochen/ ist damaln ein sondere Herrschaft gewesen/ jetziger Zeit aber der Vogtey Dorneck zugeeygnet.
An.1485. Gab Fraw Elisabeth von Falckenstein Aebbtissin zu Seckingen einer Statt Solothurn die Herrschaft Seewen zum andern mal käufflich an die Hand/ mit Leuth Und Gut/ hohen vnd nidern Gerichten/ Twing vnd Baan/ Holtz vnd Feld/ Wunn vnd Weyd/ Steüren/Zinsen/ Wasser/ Wasserrunsen/ Fischentzen/ vmb 300.Rheinisch Gulden/ Montag auff S. Matthaei Apost.
An.1502. Verkaufften Heinrich Und Oswald Graffen zu Thierstein/ das Schloss/ Burgstal vnd Herrschaft Büren/ mit den Dorffern darzu gehörig/ benebenst der halben Herrligkeit dess Dorffs vnd Herrschafft Dorneck zusampt dem Kirchensatz daselbst/ mit aller Begreiffung/ Kreysen/ Rechten/ Herrligkeiten/ Land/ Leuthen/ Wälden/ Gütern/ Zehenden/ hohen vnd nidern Gerichten/ Fählen/ Hochwälden/ vmb 2.tausent 3.hundert Rheinisch Gulden.
An.1503. Erkaufft Solothurn von dem Herrn Bischoff und Thumbcapitulzu Basel das Dorff Honwald/ mit aller Zugehörd/ vmb 2.hundert Pfund Stebler.
An.1514. Ward die newe Pfarrkirch zu Seewen gebawet.
An.1532. Der Hoff Steineck ist mit seinem gantzen Begriff mit Gewerb dem Thoman Hersperger/ in Namen der Obrigkeit zu Solothurn/ vmb 200.Gulden verkaufft worden: Besitzen jetzt Herrn Gmeinmanns Hauptm.Vrss Surys sel. Erben.
An.1549. Montag nach Trinitatis, hat der Vogt von Dorneck den Rath zu Solothurn mündlich berichtet/ wie grossen Schaden das Wetter in dem Baan Dorneck vnd Arlesheim zugefügt habe/ dahero die Zehenden wenig gelten wurden.
An.15S7. Die von Seewen in der Vogtey Dorneck haben vnder einmal 7. Wölff gefangen.
An.1560. Sambstag nach Crucis Erfindung/ hat der Magistrat zu Solothurn denen von Seewen/ welche 7.junge Wölff in einem Näst ausgenommen/ ein zimbliche Verehrung erstatten lassen.
An.1563. Montag den 22. Febr. Haben die Vnderthanen zu St. Panthaleon in der Herrschaft Dorneck vom Fewr mercklichen Schaden erlitten/ ist durch ein Bettelweib angesteckt worden.
An.1564. Das Priesterhauss zu Seewen gebawen.
An.1569. Mittwochen nach Pfingsten/ ward der Gemeind zu Seewen/in der Vogtey Dorneck/ von der Obrigkeit bewilliget/
den See nächst an ihrem Dorff abzugraben.
An.1572. Montag nach Laurentij werd denen von Bärschweil von der Obrigkeit bewilliget/ dass ein jeder so in jhrer Gemeind sich hausshäblich setzen will/ 25.Gulden guter Wehrung für den Einzug paar bezahlen solle.
An.1579. den 30.Decemb. Jst ein böser Mörder/ dessen 12. Gesellen sich auff der Wasserfallen ein gute Zeit lang in einer Höli/ so sie in den Felsen gegraben/ auffenthalten/ vnd vil Persohnen ermordet/ in der Vogtey Dorneck behändiget/ nacher Solothurn gefänglich eingebracht vnd justificirt worden.
An.1585. den 30.Iulij, Hat der Hagel in der Vogtey Dorneck die Früchten übel beschädiget vnd vast erschlagen.
An.1588. den 6. Novemb. Ward vmb dise Zeit das Wasser oder See bey Seewen in der Vogtey Dorneck das erstmal abgegraben/ vnd das Seeloch durch einen Berg etlich vnd hundert Klaffter lang auffgethan/ damit das Wasser fein ordentlich ablauffen könnte/ seynd jetzunder die schönsten vnd besten Matten.
An.1590. den 5.Novemb. Waren zu Nuglar etliche Häuser vnd Scheüren durch einen Landstreicher in Brand gesteckt.
An.1608. Ward die grössere Gloggen zu Seewen new gegossen.
An.1614. den 28. Feb. Jst zu Dorneck in der Nacht ein starcker Erbidem gewesen. Den 4 Octob. hat sich widerumb zu Dorneck ein starcker Erbidem erzeigt/ zwischen ein vnd zwey Vhren in der Nacht.
Seewen im Jahr 1682
Die Zeichnung von G.F. Meyer zeigt Seewen mit dem Blick nach Süden (im Bild oben). Die Strasse führt auf der linken Seite dem Seebach entlang, Anfang Dorf über einen Steg auf die rechte Seite des Bachs und verlässt, gleich nach den letzten Häusern, das Dorf nordwestlich den Berg hinauf in Richtung Hochwald. Der Weg „nach Basel“ führte also nicht dem See oder dem Sumpfgebiet entlang ins Birstal hinunter, sondern über die Höhe des Gempenplateaus.
Seewen in einer Federzeichnung von Georg Friedrich Meyer, 1682(Staatsarchiv des Kantons Basellandschaft) Chronologie von Ereignissen in und um Seewen.
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